16. April 2017

Krimi am Sonntag: Heidrun - die fette Friedenstaube


Krimi am Ostersonntag, wenn man es genau nimmt. Es geht um Heidrun, die fette Friedenstaube, die, so Gott will, auf dem Petersplatz gleich wieder runter plumpst, weil sie wegen Überladung flugunfähig ist.



Es geht um Tierrettung.

Da der Krimi selber reichlich kurz geraten wird, so wie der Dortmunder am Ostermontag, bei dem am Ende die Bombe explodiert und puff puff fallen da mal locker ein Dutzend Menschen in den Statistentod ... Weil es also aus Zeitmangel und wegen der stattfindenden Snooker-WM nur für ein paar Zeilen reicht, sei wenigstens erklärt, was ein Krimi ist und wie man sich einen klöppelt.

Der deutsche Kriminalroman ist die Forstsetzung des Arzt-, ersatzweise Heimatromans mit gewalttätigen Elementen. Gerne ein Mord oder auch zwei, aber bitte recht bieder und überschaubar. Den deutschen Politthriller gibt es gar nicht.

Man stelle sich vor, ein deutscher Autor schreibt einen Thriller, in dem gleich auf der ersten Seite der Bundeskanzler die Lebenslichter ausgeblasen bekommt. Das soll dann auch noch auf 300 Seiten in der Reihe spannend erzählt erscheinen. Könnt ihr vergessen. Gab es nie, gibt es nicht, wird es nie geben. Stattdessen gibt es Hausbesuch vom SEK, das das Manuskript beschlagnahmt. Anschließend gibt es noch eine Lesung vom Staatsanwalt. Das war es dann schon mit den Nobelpreis-Ambitionen. Auch der Aachener Friedenspreis des Deutschen Buchhandels flattert wie ein Taube auf dem Dach davon.

Da ist der Ami oder Engländer ganz anders drauf. Die morden ihn ihren Büchern munter drauf los.

Ein guter Krimi besteht aus Sex, Gags und Crime. Gags sind nicht zwingend, die anderen beiden Elemente schon. Man braucht eine Idee. So wie oben. Und man braucht die letzte Seite. Für den Mord am Bundeskanzler sei die hier nicht verraten, sonst setzt sich noch jemand hin und denkt sich die fehlenden 298 Seiten einfach aus. Manchmal ist es auch die vorletzte Seite, weil man dem Leser eine lange Nase drehen will und auf der letzten die Mordsgeschichte noch einmal kippt.

In einem Krimi ist man als Autor frei. Frei aller Konventionen, frei aller Bezüge zum richtigen Leben. Diese Freiheit muß mit einem hohen Maß an Phantasie ausgelebt werden, damit ein schickes Produkt rauskommt. Doch woher nehmen, wenn nichts stehlen? Na klauen. Im richtigen Leben. Der kriminelle Fundus der deutschen Gesellschaft ist randvoll. Man greift mit beiden Händen rein, nimmt sich was man braucht, hackt es klein, haut es in den Fleischwolf und dreht es einmal komplett durch. Fertig.

Der eigene Kriminalroman beginnt also mit einer Idee und der Materialsammlung. Das alles muß dann nur noch runtergeschrieben werden. Fertig ist das Buch, mit dem man den Verleger überrascht.

Wir basteln uns einen Politthriller, also etwas, was es im deutschen Sprachraum nur in Übersetzungen aus dem Englischen gibt.

Die Idee? Verdeckte Ermittler in der kriminellen Tierbefreierszene sollen deren Strukturen aufklären und Anschläge verhindern helfen, da der wirtschaftliche Schaden immens groß ist.

Erster Nebenstrang. Als Tierbefreier und Tierliebhaber ist einem das eigene Leben um einiges höherwertiger als das der Kreatur. Ergo nie ohne meine Magnum, denn die ist jenes verläßliches Werkzeug, mit dem man eine renitenten Kuh oder einen wild gewordenen Eber ganz schnell stoppt.

Da gibt es ein Vorbild im richtigen Leben, den Simon Bromma (Simon Brenna) aus der Polizeibereitschaft Böblingen, für die unter anderem auch Michelle Kiesewetter verdeckt ermittelte, allerdings im Drogenmilieu. Bromma wurde 2010 enttarnt, hat also mit unserem Krimi nichts weiter zu tun, denn der spielt später. Er ist aber eine schöne Inspiration. Außerdem hatte er lange Haare. Können wir also gleich ein Szene entwerfen, in der ein Langhaariger ungeduldig an einem Wohnmobil wartet, das später Feuer und Flamme sein wird, auf das die Linken entfacht und ebenfalls Feuer und Flamme sein werden.

Die Grundidee ist also klar. Ein verdeckter Ermittler hat sich bei Antispe (Antispeziesismus) eingeschlichen, um die Szene zu unterlaufen. Da greifen wir uns aus dem Fundus des Landes Niedersachsen eine Idee heraus, die an Karneval 2011 präsentiert wurde. Ja genau an dem Tag, an dem Range und Ziercke ihr Jecksein öffentlich begründeten.

Vor allem in Niedersachsen sind in den letzten zwei Jahren verstärkt Aktivitäten militanter Tierschützer festzustellen, die durch Straftaten, wie z.B. Tierbefreiungen oder Brandanschläge auf Mastanlagen Sachschäden in Millionenhöhe verursacht haben. Einige von ihnen verstehen ihre militanten Aktionen auch als Kampf gegen den zu überwindenden demokratischen Rechtsstaat und weisen so deutliche Bezüge zum Linksextremismus auf. So werden beispielsweise auf der Internetseite http://veganelinke.antispe.org neben Tierrechtsaktionen auch die von Linksextremisten besetzten Aktionsfelder Antikapitalismus, Antisexismus, Antirassismus und Antifaschismus thematisiert, Logos mit den Bezeichnungen „vegantifa" sowie „veganarchist" verwendet und Aufrufe mit der Losung „fight capitalism!" enden gelassen.

Spätestens also ab 2010, da war Bromma längst enttarnt und wertlos, hatten Beamte im LKA und Verfassungsschutz Hannover ihre verstärktes Informationsinteresse an der Szene öffentlich gemacht. Einer der heißen Punkte für die Überwachung ist Hameln, die mit einer Ortsgruppe glänzten. Die Seite wurde kurz nach den Ereignissen des November 2011 gelöscht. Gibt es nicht mehr.

Wahlweise könne wir das auch durch eine V-Mann des Kölner Bundesamtes ersetzen, die gerne mehr über diese Art von Leuten wissen würden. Eine mangels freier Radikale nicht ausgelastete Schnüffelabteilung in Köln hat demzufolge auch die Aufgabe übernommen, die Tierbefreierszene auszuforschen.

Wer mit dem VE besser klar kommt, der bastelt sich den in den Roman. Wer mehr auf Geheimdienst steht, der nimmt halt die Schnüffler zwecks Spannungsaufbau.

Als nächstes benötigen wir eine Operationsbasis, denn die Tierbefreier haben eine gigantische Aktion vorbereitet. Die Sicherheitsorgane wissen aber noch nicht alles. Um ortsnah am Geschehen zu sein, gibt es bundesweit konspirative Quartiere, die je nach Qualität von konspirativer Wohnung oder Untervermietung bis hin zu einem Safehouse, also einer Behausung ganz allein für diskret arbeitende Beamte und ihre Gäste, reichen.

So ein Safehouse hat den Vorteil, daß man es zu einer kleinen Kaserne umbauen kann. Da sind dann Überwachungskameras, Fitneßstudio, Waffenkammer, Kombüse, schallgeschützter (abhörsicherer) Keller usw. Die Waffenkammer aus der Asservatenkammer wird dann mit Welt- und Bürgerkriegsschrott bestückt, der von niemanden vermißt wird.

Dann benötigt man noch fiktive Orte und Straßen, z.B. die Winterstraße in Zwigge. Um ja alles dem Zufall zu überlassen, haben wir die Lottofee der ARD um eine Fake News bezüglich der Gewinnzahlen gebeten. Sie meinte, die 26 sei eine gute Wahl. Nehmen wir die. Kostet ja nichts.

Außerdem sollten kriminalistische Grundkenntnisse vorhanden sein, damit einem die Leute einen Krimi auch als Krimi abkaufen. Sonst denken die vielleicht, das ist ein Sachbuch. Man sollte also wissen, was ein Matrjoschka-Verbrechen ist. Das ist eines, das nur sehr schwer aufzulösen ist. Hat man die erste Hülle gelöst, erscheint die nächste und stellt sich als Verbrechen dar. Dröselt man das auf, entpuppt sich auch das nur als Tarnung, weil darunter wieder eine schwere Straftat erscheint.

Komma, Komma.

Was gibt's?

Neuer Einsatz. Jetzt kriegen wir sie dran.

Wen?

Die Cowboys. Soweit bisher bekannt, planen die eine ganz große Nummer. Die werden wir ihnen diesmal versauen.

Verstehe. Was liegt also an?

Also. In Sachsen ist ein Quartier frei geworden. Da wirst du für einige Zeit unterkrauchen. Das ist die Operationsbasis für die Observation. Den genauen Termin bekommst du noch. Da muß noch umgebaut werden. Und die alten Mieter müssen erst raus. Die Frage ist, wieviel Leute du brauchst.

Kommt auf die Dimension der Geschichte an. Höchstens zwei. Erst mal. Wir können uns ja abwechseln.

...

Die Observation war dann doch anstrengender als gedacht. Gottseidank stand ein landeseigenes Wohnmobil zur Verfügung. Das machte es etwas erträglicher.

Erst am Abend trafen sie wieder im Safehouse ein, das immer noch nicht fertig war, aber dem Zweck des Auftrages genügte. Noch etwas im Internet surfen und gut war.

Komma wachte auf. Die Wohnungstür wurde aufgeschlossen, durch die leicht geöffnete Tür drang ein Lichtschimmer. Er griff zur Pistole, schlich so leise es ging zur Tür und stieß sie auf.

Pfoten hoch. Wer sind sie? Was suchen sie hier?

Ich bin der Uwe und suche Beate. Wir waren verabredet.

Wer ist Beate?

Eine Bekannte, die ...

In dem Augenblick kam eine Faust vorgeschossen, dessen Ziel die Zwölf von Komma war. Der hielt mit seiner Rechten gegen, nur daß sich darin eine Pistole befand.

Uwe sank leblos zu Boden.

Keine zwei Sekunden später standen die beiden anderen im Raum.

Scheiße, wat nu?

Wat nu? Erst mal schauen, ob die Luft rein ist. Kuck dir das Video an.

Nö, da unten steht noch einer. Scheint auf irgendwen zu warten. Auf den hier?

Mist. Egal. Den greifen wir uns. Wenn wir auffliegen ist die ganze Arbeit umsonst gewesen.

Komma ging runter zum Auto. Der Fahrer kurbelte das Fenster runter.

Wartest auf den Uwe?

Klar, was'n los?

In dem Augenblick durchschlug eine Pistolenkugel seinen Rachen und machte dem Leben ein Ende.

Die Entscheidungen gingen dann ganz schnell. Die Leichen mußten verschwinden.

So kam eins zum anderen. Die Leichen bekamen sicherheitshalber mit einer Flinte die Schädel ausgeblasen. Es wäre zu blöd, wenn man darin Spuren von Polizeimunition finden würde. Sie wurden ein Wohnmobil verfrachtet und so weit weg es ging entsorgt, indem man eine standesgemäße Feuerbestattung inszenierte. Erst langsam dämmerte ihnen, in was für eine Scheiße sie sich hineingeritten hatten. Ein Anruf beim Chef brachte dann Klarheit. Die Operation war verbrannt, das Safehouse zu verbrennen. Das bleibt in der Familie. Pech gehabt.

Im Eiltempo ging es zurück in die Winterstraße 26 zu Zwigge. Die Waffenkammer war reichlich gefüllt. Kurz darauf flog die Bude in die Luft.

Die Verdeckten Ermittler konnten nicht damit rechnen, daß die Feuerwehr schneller vor Ort war als der Polizei recht.

Zu dem Zeitpunkt hatte allerdings ihr Chef längst alle notwendigen Schritte eingeleitet. Der Fundort der Leichen und das Safehouse wurden als erstes irreversibel zerstört, ehe die normale Polizei ihre Arbeit beginnen durfte.