16. März 2018

Die Anmerkung als Fluchthelfer - Fotoroman

Die feine Ironie, die in diesem Post steckt, die kennen eh nur zwei Mitle­ser, alle anderen sind da außen vor und müssen sich mit den Briefmarken­abbildern einer bitterkalten Märzennacht begnügen.



Der diskrete Charme eines Weltflughafens beindruckt immer wieder, ins­besondere, mit welch primitiven Mitteln man einen enormen Passagier­umschlag



Die Parkplätze, jedenfalls die billigen Plätze, waren gerammelt voll. In zig Kilometer Entfernung hätte man für einen Euro die Stunde oder so ähn­lich parken können, um dann für das McParking-Shuttle je Fahrt 10 Euro abzudrücken. Oder so ähnlich. So jedenfalls sind die Service-Modelle am größten Sarkophag Deutschlands aufgebaut. Der Service zu mitternächt­licher Stunde läßt arg zu wünschen übrig.



Dafür sind die Werbebanden perfekt auf die puren Luxus gewöhnten Fluggäste zugeschnitten. Spartanischer geht nicht. Der Preis ist, daß die Kargheit der Botschaft nicht der Herzensgüte erreicht, die sich die DDR hat was kosten lassen.

Berlin - die Hauptstadt der DDR grüßt ihre Gäste.



Es kann nur steil bergan gehen. Die Karriere läuft im Grunde von ganz alleine und immer steil bergauf, wenn man sich am Flughafen der Hauptstadt verdingt. Sagt die Werbung.



Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, soll der Spruch heißen, wurde mir vom Syrer gesagt. Aber, was gar nicht geht, ist den Namen in latei­nischen Buchstaben da drunter zu schreiben. Sein Bruder beherrscht beides perfekt, arabisch und englisch, aber es reicht, wenn es in einer Sprache ausgedrückt wird. Insofern ist der Teil mit den lateinischen Schriftzeichen entfernt. Ich schlug ihm vor, er möge ersatzweise auch solches Gemüse kaufen, was viele andere in der Hand hielten, um die Neuankömmlinge zu begrüßen. Abgesehen davon war das mit dem Geburtstag gar nicht so klar, ob er gestern oder heute hat, denn im Paß steht heute, aber eigentlich hatte er gestern Geburtstag. Ansonsten ist es wie bei den Maxls dieser Welt. Festgelegt wird der 1. Januar.



So eine Flucht aus Syrien ist anstrengend und dauert lange. Manchmal sehr lange. Und da der deutsche Staat viele lieber mit dem Terrortürken kooperiert als dem syrischen Volk beim Ausbau ihrer Demokratie zu helfen, geht es momentan nur über Beirut, denn wenigstens diese Stadt wird im direkten Richten angeflogen, Flugdauer 4 Stunden. Aber, um nach Beirut zu kommen, muß man erst mal nach Damaskus und von dort dann mit LKW, Bus, Moped oder zu Fuß nach Beirut.

Nun fing die Situation an zu nerven, denn im 5-Sekunden-Takt trudelten die Whatsapp-Nachrichten und Auskunftsbegehrs ein, sofort mitzuteilen, ob der Bruder denn nun endlich angekommen sei, warum man sich nicht melde, ganz Syrien wolle wissen, was da los sei, am fernen Flughafen. Dabei hatte der bereits länger hier lebende Bruder in diesen Minuten gänzlich andere Sorgen. Irgendwann kam dann aber doch via WLAN die Nachricht, der Paß sei abgestempelt worden.



Es gibt Situationen, da läßt selbst der Fotograf den Fotoapparat sinken und verzichtet aus Gründen der Pietät auf die Ablichtung der Szene. Als erstes kam ein winzig kleiner Bub, so drei vier Jahre aus der Automatik­tür. Er wurde von der Dame aus dem Pool zu Begleitung alleinreisender Minderjähriger sachte in die Freiheit geschubst. Angst, Furcht, Ergrif­fen­heit sprangen ihm förmlich aus dem Gesicht. Er war mit der Situation überfordert. Sein Vater, Onkel, Opa, wer auch immer, auch.



Wer jetzt denkt, das ist bei ausgewachsenen Burschen anders, der hat sich heftig geirrt. Ich möchte nicht wissen, wann die Brüder ins Bett gekom­men sind. Möglicherweise gar nicht oder als sich der Tag aufhellte, und dann nur für kurze Zeit.



Hier noch das obligate Foto für die Daheimgebliebenen, damit sie wissen, daß er wirklich angekommen ist.